Emotionale Entwicklung Kinder – Wie wir gemeinsam starke Kindergefühle begleiten

In der Kita Trompitas erleben wir täglich, wie groß, intensiv und ehrlich Kindergefühle sein können. Freude, Wut, Traurigkeit, Angst oder Stolz – all das gehört zur kindlichen Entwicklung dazu. Doch manchmal sind diese Gefühle für Kinder (und auch für Erwachsene) ganz schön herausfordernd.

In diesem Beitrag möchten wir darüber sprechen, wie wir in unserer Kita mit starken Emotionen umgehen und wie Eltern die emotionale Entwicklung ihrer Kinder zu Hause liebevoll unterstützen können.


Warum Kindergefühle so stark sind

emotionale Entwicklung
Foto: Buch „Heute bin ich“, aracari Verlag

Kleine Kinder leben im Moment. Wenn sie wütend, traurig oder glücklich sind, dann mit ganzem Herzen. Das liegt daran, dass das Gehirn – insbesondere der präfrontale Cortex, der für Impulskontrolle und Regulation zuständig ist – sich noch entwickelt. Kinder haben also oft noch nicht die Fähigkeit, Emotionen bewusst zu steuern oder sie in Worte zu fassen.

Deshalb brauchen sie Erwachsene, die sie durch diese Gefühlswellen begleiten – ruhig, verständnisvoll und präsent.


Gefühle sind keine „Probleme“

Ein wütendes Kind ist kein „schwieriges“ Kind. Es ist ein Kind, das gerade mit einer Situation nicht zurechtkommt – und das darf so sein.

In der Kita Trompitas achten wir darauf, dass alle Emotionen willkommen sind. Wir sagen den Kindern:

„Du darfst wütend sein. Du darfst traurig sein. Aber du darfst niemandem wehtun.“

Das ist ein wichtiger Unterschied. Wir grenzen nicht das Gefühl, sondern das Verhalten ein. So lernen Kinder, dass sie geliebt werden – egal, wie sie sich fühlen.


Wie wir Kinder in starken Momenten begleiten

Wenn Kinder weinen, schreien oder trotzen, hilft es am meisten, Ruhe und Nähe zu bieten. Das bedeutet nicht, dass wir jedes Verhalten akzeptieren, aber wir bleiben präsent und liebevoll.

Unsere wichtigsten Schritte:

  1. Erst fühlen lassen. Kinder dürfen traurig oder wütend sein. Wir halten die Situation aus.
  2. Benennen, was passiert. Zum Beispiel: „Ich sehe, du bist gerade richtig wütend, weil das Spiel zu Ende ist.“
  3. Körperliche Sicherheit geben. Ein ruhiger Blick, eine offene Haltung oder – wenn gewünscht – eine Umarmung.
  4. Nach dem Sturm reden. Wenn sich das Kind beruhigt hat, sprechen wir gemeinsam über das, was passiert ist.

So erfahren Kinder, dass Gefühle kommen und gehen – und dass sie sicher sind, auch wenn es in ihnen stürmt.


Emotionale Entwicklung der Kinder in der Kita fördern

Unsere pädagogische Arbeit ist darauf ausgerichtet, Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung zu stärken. Dazu gehören:

  • Rituale: Begrüßungs- und Abschiedslieder, Morgenkreise, feste Abläufe geben Kindern Halt und Orientierung.
  • Bücher & Geschichten: Wir lesen regelmäßig Geschichten, die Gefühle thematisieren, wie „Heute bin ich“ von Mies van Hout oder „Der Dachs hat heute schlechte Laune“.
  • Freies Spiel: Kinder verarbeiten Emotionen im Spiel – oft symbolisch. Wir beobachten, begleiten und greifen Themen sanft auf.
  • Sprache fördern: In einer bilingualen Umgebung – wie bei uns mit Deutsch und Spanisch – unterstützen wir Kinder dabei, Gefühle in beiden Sprachen auszudrücken („Estoy triste – Ich bin traurig“).

Dadurch lernen Kinder, dass Gefühle Teil ihres Lebens sind – und dass sie sie benennen, verstehen und teilen dürfen.


Wie Eltern zu Hause unterstützen können

Auch zu Hause ist es wichtig, Kinder in ihren Emotionen ernst zu nehmen. Wir wissen: Der Alltag ist oft stressig, und manchmal kommt Wut oder Trotz genau dann, wenn es gar nicht passt. Trotzdem ist es hilfreich, in solchen Momenten ruhig zu bleiben – oder es zumindest zu versuchen.


Hier einige Tipps, die wir Eltern mitgeben:

  1. Vorbild sein: Kinder lernen durch Beobachtung. Wenn Erwachsene offen über Gefühle sprechen („Ich bin heute ein bisschen gestresst, ich brauche kurz Ruhe“), lernen Kinder, dass Emotionen normal sind.
  2. Gefühle benennen: Statt zu sagen „Sei nicht traurig“, lieber: „Ich sehe, du bist traurig. Das ist okay.“
  3. Bewegung zulassen: Wut braucht manchmal einen Ausgang. Toben, stampfen oder in ein Kissen boxen kann helfen.
  4. Routinen schaffen: Klare Strukturen im Alltag geben Kindern Sicherheit und fördern emotionale Stabilität.
  5. Kleine Erfolge feiern: Kinder wachsen an Rückmeldung. Lobt nicht nur das Ergebnis („Du hast das geschafft!“), sondern auch die Anstrengung („Du hast dich richtig bemüht“).


Was wir aus Wut und Traurigkeit lernen können

Wut, Enttäuschung oder Eifersucht sind keine negativen Emotionen – sie zeigen uns, was uns wichtig ist. Kinder lernen durch sie, Grenzen zu erkennen, Bedürfnisse zu äußern und Empathie zu entwickeln.

In der Kita Trompitas sehen wir deshalb jede Emotion als Lernmoment:

  • Wut lehrt uns, Nein zu sagen.
  • Traurigkeit zeigt uns, dass wir Nähe brauchen.
  • Freude verbindet uns miteinander.
Emotionale Entwicklung Kinder
Foto: Buch „Heute bin ich“, aracari Verlag

Wenn Kinder erleben, dass all ihre Gefühle Platz haben, wächst ihr Selbstvertrauen – und das ist der Kern gesunder emotionaler Entwicklung.

Der Umgang mit Kindergefühlen ist ein gemeinsamer Weg. Wir als Erzieherinnen und Erzieher, und Sie als Eltern, sind Wegbegleiter durch ein buntes, manchmal stürmisches, aber immer wertvolles emotionales Leben.

In der Kita Trompitas ist es uns wichtig, jedem Gefühl Raum zu geben. Denn nur, wer seine Gefühle verstehen darf, kann auch lernen, mit denen anderer liebevoll umzugehen. So wachsen Kinder zu empathischen, selbstbewussten und ausgeglichenen Persönlichkeiten heran.

 

Buchtipps zur emotionalen Entwicklung von Kindern

„Heute bin ich“ von Mies van Hout

Ein farbenfrohes Bilderbuch, das auf liebevolle Weise zeigt, wie unterschiedlich Gefühle aussehen können. Jede Seite stellt eine Emotion in einem leuchtenden Fischmotiv dar – mal wütend, mal traurig, mal fröhlich, mal ängstlich.
Kinder erkennen sich schnell wieder und lernen spielerisch, ihre eigenen Gefühle zu benennen.
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„Der Dachs hat heute schlechte Laune“ von Moritz Petz und Amélie Jackowski

Ein Klassiker, der zeigt, dass schlechte Laune zum Leben dazugehört. Der Dachs ist an diesem Tag einfach mies drauf – und steckt damit alle an. Am Ende wird klar: Gefühle sind ansteckend, aber auch wandelbar.
Eine wunderbare Geschichte, um mit Kindern über Stimmung, Empathie und Mitgefühl zu sprechen.
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